Den Preis, den die Menschen, insbesondere die Kinder in Kongo für unsere Digitalisierung und Elektromobilität zahlen, ist enorm.
In den letzten Jahren hat die Klimafreundlichkeit in verschiedenen Lebensbereichen zugenommen, insbesondere in Europa, wo die Regierungen den Kauf von Elektroautos mit hohen Umweltprämien fördern. Infolgedessen steigt die Nachfrage nach Kobalt Tag für Tag, ohne dass ausreichende Klarheit über die Menschenrechts- und Umweltfragen besteht, die beim Abbau dieses wichtigen Minerals und andere für Laptop, Smartphones und Elektroautos notwendige Erze auftreten.
Kobalt ist eines der wichtigsten Metalle in Lithium-Ionen-Batterien, die von Laptops über Mobiltelefone bis hin zum ständig wachsenden Markt für Elektrofahrzeuge (EVs) alles antreiben. Der Rohstoff erhöht die Lebensdauer der Batterie und die Energiedichte, was im Falle von Elektrofahrzeugen eine größere Reichweite bedeutet, da es die Struktur der Batterie stabil hält, während sie kontinuierlich geladen und entladen wird. Ein vollelektrischer PKW benötigt zwischen 5 und 10 kg Kobalt.
Geologisch gesehen gibt es in der Erdkruste genügend Material, um Kobalt zu ersetzen, aber das Produktionsniveau ist nicht annähernd so hoch, wie es sein sollte, um die Nachfrage zu decken. Eine andere Möglichkeit besteht darin, gebrauchtes Kobalt aus gebrauchten Batterien zu recyceln. Unternehmen wie Redwood Materials in Nevada und das kanadische Unternehmen Li-Cycle haben sich auf diese Weise einen Namen gemacht. Das Recyclingverfahren ist jedoch umweltschädlich, da die Batterien auf bis zu 1000 Grad Celsius erhitzt werden müssen, um das Kobalt zu gewinnen.
2015 und 2016 sorgten erschreckende Nachrichten von Amnesty International und anderer Organisationen über Kinderarbeit in den handwerklichen Kobalt Minen in Kongo für weltweites Aufsehen. Die Technologie- und Automobilunternehmen, die auf das Metall angewiesen sind, wurden aufgrund der Nachrichten veranlasst, sich um "sauberes" Kobalt zu bemühen, um Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden zu vermeiden. Aber was ist seitdem geschehen? Was haben die Giganten wie Microsoft, Apple, Samsung, VW, Google und Tesla gegen die schwere und inakzeptable Situation der meist noch kleinen Kinder in Zentralafrika unternommen?
Im Kongo befindet sich der größte Teil der weltweiten Kobaltreserven. Berichten zufolge wurden tiefe Stollen von bis zu 50 Metern von Hand gegraben. Die Tunnel sind dabei häufig so eng, dass nur Kinder reinpassen würden. Die jüngsten sind gerade mal 4 Jahre alt. Es wurde nach Vor-Ort-Recherchen von Zwangsarbeit unter Gewalt und Zahlung von 50 Cent pro Tag berichtet. Unter anderem von Kindern, die bereits ihre Eltern in den Minen verloren haben und täglich bis zu 12 Stunden in den dunklen engen Tunnel ohne Sicherheit und meist ohne Schuhe, Licht oder richtiges Werkzeug nach Kobalt graben. Die Tunnel stürzen häufig ein und begraben die Kinder oder verstümmeln sie.
Die Minenarbeiter berichteten zudem über Betrug durch die meist chinesischen Abnehmer durch manipulierte Waagen, denn die Bezahlung richte sich nach der Fördermenge. Nach Angaben der kongolesischen Bergbaukammer kontrollieren chinesische Investoren rund 70 % des kongolesischen Bergbausektors nachdem sie in den letzten Jahren westlichen Unternehmen lukrative Projekte weggeschnappt haben. China kontrolliere auch über 80 % der Kobaltverarbeitungsindustrie.
Ein Teil des Problems besteht darin, dass es für den Verbraucher fast unmöglich ist, sicher zu sein, dass das gelieferte Erz unter fairen Arbeitsbedingungen gefördert wurde. Die Konzerne legen ihre Lieferketten bisher nicht offen bzw. veröffentlichen nur die direkten Lieferanten. Wenn aber Erz über Zwischenhändler geliefert und von weiteren Lieferanten in der Lieferkette verarbeitet wird, ist die ursprüngliche Herkunft des Rohstoffs für die Endkunden nicht ersichtlich.
Lokal fehlt es an rechtlichen Vorschriften, Kontrollen und Sanktionen. Die Korruption und der Zufluss der Einnahmen aus den Minen an kriminelle Organisationen sind wesentliche Faktoren, die bekämpft werden müssten. Es müssten Sicherheitsvorschriften und strenge Konsequenzen für Verstöße gegen diese Vorschriften eingeführt werden. Die OECD zertifizierten Minen geben zumindest Auskunft über Mindeststandards. Es ist keine Lösung kein Kobalt aus Afrika zu beziehen, sondern die Arbeitsbedingungen vor Ort drastisch zu verbessern, das Einkommen der Familien zu sichern und Kindern vor Ort Zugang zu Nahrung, medizinischer Versorgung und Bildung zu geben. Häufig müssen auch die Eltern aufgeklärt werden. Die Konzerne haben die finanziellen Mittel und den Einfluss wesentliche Änderungen vor Ort herbeizuführen.
Um die Abhängigkeit von den chinesischen Lieferanten zu reduzieren, werden in der EU bis zu 40 neue Fabriken für Batterien gebaut oder geplant. Mindestens 15 europäische Länder beteiligen sich an diesem Programm, so heise online. In Deutschland allein soll mehr als 25% der europäischen Zellproduktionskapazitäten entstehen. Die Investitionen in die Unabhängigkeit sind ein positiver Schritt, werden jedoch kurzfristig keinen Effekt auf die Situation der Menschen in Zentralafrika haben.
Es gibt weitere positive Bewegungen. Unter anderem ist die Organisation Fair Cobalt Alliance der Impact Facility seit 2020 aktiv, um alle Beteiligten in der Lieferkette zusammenzubringen und für bessere Arbeitsbedingungen in den Minen in der Republik Kongo aktiv zu werden. Zu den Mitgliedern gehören Tesla, Google und Fairphone. Es gibt nach wie vor nicht lizensierte Minen, Kinderarbeit und unmenschliche und ausbeuterische Arbeitsbedingungen für die meist jungen Arbeiter. Nur Investitionen in die Infrastruktur und der Druck auf die Lieferkette für eine faire Bezahlung schafft nachhaltige Verbesserungen für die Menschen in der Region, die vom Einkommen aus den Minen abhängig sind. Erwähnenswert ist auch, dass Kinderarbeit insbesondere in der Landwirtschaft und bei Dienstleistungen wie beispielsweise Reinigungsarbeiten vorkommt. Mehr als 79 Millionen Kinder weltweit müssen unter unfairen Bedingungen arbeiten und haben größtenteils keinen Zugang zu ausreichend Wasser, Nahrung und Bildung.
Große Unternehmen stehen derzeit unter Druck ihren Sorgfaltspflichten in der Lieferkette nachzukommen. Dafür sorgt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in Deutschland.
Am 23. Februar 2022 hat die EU-Kommission einen Vorschlag für eine Richtlinie über die unternehmerische Sorgfaltspflicht im Bereich der Nachhaltigkeit angenommen. Ziel dieser Richtlinie ist es, nachhaltiges und verantwortungsbewusstes unternehmerisches Handeln zu fördern und Menschenrechts- und Umweltaspekte in der Geschäftstätigkeit und Unternehmensführung von Unternehmen zu verankern. Die neuen Vorschriften werden sicherstellen, dass Unternehmen die negativen Auswirkungen ihres Handelns berücksichtigen, auch in ihren Wertschöpfungsketten innerhalb und außerhalb Europas. Die Kernelemente der Pflichten für betroffenen Unternehmen sind die Identifizierung, Beendigung, Verhinderung, Abschwächung und Rechenschaftslegung negativer Menschenrechts- und Umweltauswirkungen in der eigenen Geschäftstätigkeit, in den Tochterunternehmen und in der Wertschöpfungskette des Unternehmens.
Die Richtlinie führt auch Pflichten für die Direktoren der betroffenen EU-Unternehmen ein. Zu diesen Pflichten gehören die Einrichtung und Beaufsichtigung der Umsetzung der Sorgfaltspflichtprozesse und die Einbeziehung der Sorgfaltspflicht in die Unternehmensstrategie. Darüber hinaus müssen die Direktoren bei der Erfüllung ihrer Pflicht, im besten Interesse des Unternehmens zu handeln, die Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf die Menschenrechte, den Klimawandel und die Umwelt berücksichtigen. Es sind nicht nur EU-Unternehmen betroffen, sondern auch Nicht-EU Unternehmen, die in der EU aktiv sind und definierte Mindestumsätze erzielen. Zu den Verpflichtungen gehören auch sichere Beschwerdeverfahren für Mitarbeiter und Lieferanten in der Lieferkette.
Erfüllen Sie alle gesetzlichen Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes und des Hinweisgeberschutzgesetzes mit der Smart Integrity Platform von DISS-CO.
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